Über Vogelspinnen kursieren viele Gerüchte mit größtenteils wenig Wahrheitsgehalt,
die diese Spinnenfamilie nur mystifizieren, meist verbunden mit negativen
Vorurteilen.
Spinnen haben 4 Laufbeinpaare und 1 Paar Scheinbeine/Taster (Pedipalpen),
die beim erwachsenen (adulten) Männchen als Begattungsorgane ausgebildet
sind.
Der Körper unterteilt sich in Kopf-Bruststück (Prosoma, Cephalothorax)
und Hinterleib (Abdomen).
Die Unterordnung der Vogelspinnenartigen unterscheidet sich von den anderen
Spinnen durch die parallel gestellten Kieferklauen (Chelizeren).
Die Familie der Vogelspinnen (Theraphosiedae) umfaßt über 800
bisher bekannte Arten.
Die kleinsten Arten erreichen eine Körperlänge von weniger als
2 cm, die Größten über 13 cm. Viele Arten sind sehr farbenfroh
gezeichnet.
Spinnen häuten sich, um wachsen zu können. Dabei werden Haare,
Augen, Lungen, Geschlechtsorgane und vieles mehr komplett erneuert.
Sogar fehlende Körperteile wie Beinglieder oder auch ganze Beine
werden ersetzt.
Erwachsene, gut genährte Vogelspinnen können mehr als 1 Jahr
ohne Nahrung auskommen, verdursten jedoch bei trockener Luft und fehlendem
Wasser binnen weniger Tage !
Als Nahrung werden hauptsächlich Insekten, manchmal auch andere Spinnen
und kleinere Wirbeltiere genommen.
Voraussetzung ist, daß sich die Beutetiere bewegen (um geortet werden
zu können), und nicht zu groß sind (um überwältigt
werden zu können).
Die Beute wird außerhalb des Körpers vorverdaut, weil nur flüssige
Nahrung aufgenommen werden kann.
Weibchen werden in der Regel größer und schwerer als Männchen,
dafür haben die Männchen meist längere Beine. Männermord
ist bei Vogelspinnen eher die Ausnahme.
Die Zeitspanne zwischen Begattung und Eiablage beträgt 4 Wochen
bis zu 1/2 Jahr. Die Eier werden im Kokon getragen.
Die Jungen schlüpfen nach 5 bis 14 Wochen und haben dann schon 2
Häutungen hinter sich.
Die Lebenserwartung ist von Art und Geschlecht abhängig. Weibchen
werden, je nach Art, 2 bis 30 Jahre alt, Männchen 1 bis 7 Jahre.
Erwachsene Männchen häuten sich nach der Reifehäutung nicht
mehr, erwachsene Weibchen alle 1 bis 2 Jahre.
Jede Vogelspinnenart, jedes einzelne Individuum hat sein eigenes Verhalten.
Beutefang, Paarungsverhalten, Flucht und Feindabwehr zeigen vielfältige
und anpassungsfähige Verhaltensmuster, wie man sie solchen Tieren
nicht zutraut.
Berichte über Zuneigung von Vogelspinnen zu ihrem Halter, oder Dressuren
von Vogelspinnen sind mit Skepsis zu betrachten, da Vogelspinnen in einer
uns vollkommen fremden Sinnes- und Verständniswelt leben und dadurch
eine Kommunikation mit dem Menschen unmöglich ist.
Hauptsinnesorgane sind Tasthaare, hauptsächlich an den Beinen, die
feinste Luftbewegungen und Bodenerschütterungen wahrnehmen.
Anhand solcher Eindrücke kann die Spinne die Richtung, Entfernung,
Größe und sogar die Art der Beute ermitteln.
Der Geruchssinn spielt bei den Vogelspinnen nur eine untergeordnete Rolle.
Alle Vogelspinnen haben Gifte, die zur Lähmung und Verdauung der
Beute eingesetzt werden.
Die Zusammensetzung und Stärke des Giftes ist von Art zu Art unterschiedlich.
Manche Arten setzen das Gift auch zur Feindabwehr ein, was aber generell
nur im äußersten Notfall geschied.
Viele neuweltliche Arten besitzen am Hinterleib Brennhaare, die starke
Hautreizungen verursachen können.
Bei Gefahr wird dem Angreifer entweder das Abdomen entgegengehalten (z.B.
Gattung Avicularia) oder aber mit den Hinterbeinen Brennhaare abgestreift
und aufgewirbelt, das sogenannte "Bombadieren" (z.B. Gattung
Brachipelma).
Afrikanische und asiatische Arten haben keine Brennhaare, ihr Gift ist
dafür stärker als das der amerikanischen Arten.
Die Giftwirkung auf den Menschen ist je nach Art wirkungslos, manchmal
sehr schmerzhaft, auch Beschwerden wie Fieber, Krämpfe und Nekrosen
sind aufgetreten (z.B. Gattung Peocilotheria).
Schwerwiegende gesundheitliche Schäden oder gar Todesfälle durch
Vogelspinnen sind nicht bekannt. Die überwiegende Anzahl der Vogelspinnenarten
ist für den Menschen nicht gefährlicher als ein Bienen- oder
Wespenstich.
Als Terrarienbewohner sind viele Vogelspinnenarten auch wegen der geringen
Ansprüche bezüglich der nötigen Terrariengröße gut geeignet.
Sie gewähren uns Einblick in eine faszinierende andere Welt und räumen
nebenbei viele Vorurteile gegen diese prächtigen Wesen aus.
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